Das Bleiwerk an der Banfe
(Bearbeitung: Walter Ruhwedel)
Quellennachweis:
Walter Zarges, Vöhl-Schmittlotheim
Heinrich Hochgrebe, Bad Wildungen-Frebershausen
Zwischen Frankenau und dem Edersee liegt im Tal der Banfe der Bleiberg. Im Jahre 1346 wurde ein Grenzstreit zwischen den Edelleuten von Itter und dem Grafen Otto von Waldeck beigelegt. Streitpunkt war der Wald und das daraus zu gewinnende Holz.
Die Grenzen wurden gezogen, man machte eine Schneise. Die Herren von Itter verzichteten auf ihre Rechte, und ein Teil des Waldes fiel dem Grafen von Waldeck zu. Namentlich verzichteten sie u.a. auf den „Bleiberg“ und auf alle Rechte am Blei-
vorkommen. 1571 wurden Kupfer und silberhaltiges Blei abgebaut. Aus einem Zentner Erz gewann man im Jahre 1660 78 Pfund Blei und 14 Lot Silber. Ein Lot Silber waren 14,16 Gramm. Zum Bergwerk gehörten in dieser Zeit ein Zechenhaus, ein Pochwerk mit sechs Stempeln und zwei Waschwerke. Die Schmelzhütte befand sich im Ort Kleinern.
Im gesamten Jahr 1760 belief sich die Gewinnung auf 972 Zentner Erz mit 408 Zentnern Blei. Bereits 1770 löste sich die Zechengesellschaft aufgrund hoher Schulden auf. Dem damaligen Bürgermeister Bertoffel wurde Raubbauch am Stollen vorgeworfen: "Er ließ die Firsten alle Todt hauen, anstadt er solche hätte ganz lassen müssen, damit solche nicht, solange wie das Bergwerk gehet, mit Holtze brauche verbauet werden.“
Vermutlich wurden die Stützen und Träger aus Holz demontiert und für andere Verwendungszwecke benötigt. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Stollen nach oben hin nicht rund ausgehauen wurden und somit ihre Eigenstabilität verloren. In den Jahren 1793 und 1857 wurden nochmals Förderversuche nach Kupfer, Blei, Eisen und Mangan unternommen, die jedoch ergebnislos blieben. In den Jahren 1924 und 1937 wurden erneute Untersuchungen über die Förderwürdigkeit von Erzen vorgenommen, die mit Beginn des Zweiten Weltkrieges eingestellt wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1951 und 1952, gab es Verhandlungen mit der Frankfurter Firma DEGUSSA, die ohne Ergebnis blieben. Ein Geologiestudent Holbein aus Frankfurt unternahm im Jahr 1967 im Auftrag des Hessischen Landesamtes für Bodenforschung den Auftrag, die Blei- und Kupfervorkommen im Bleiberg zu untersuchen. Holbein konnte einige Schwellen und Schienen aus Eichenholz bergen, die jetzt im Korbacher Heimat-
museum zu sehen sind. Heinrich Hochgrebe aus Frebershausen hatte damals die Möglichkeit, mit dem Geologiestudenten das Bleiwerk zu besichtigen.
Er berichtet: „Die Stolleneingänge waren mit einem Bagger freigelegt worden. In tiefer gelegenen Stollen war ein Wasserstand von 1,20 Meter. In diesem Sollten konnten keine Untersuchungen vorgenommen werden, da er nach ca. 30 – 40 Metern eingestürzt war. Man begab sich zum Haupteingang am Fuß des Bleiberges. Im Volksmund sagte man, die Stollen seien so groß, dass ein vierspänniges Ochsengespann Platz zum Wenden hätte. Aber die tatsächlichen Verhältnisse waren anders!
Eingangs war der Stollen sehr niedrig und eng, dann reichte die Stollenbreite bis ca. 1,50 Meter. Die unterschiedliche Stollenhöhe schwankt zwischen 1,70 und 12,00 Metern. Die Länge des Hauptstollens beträgt ca. 200 Meter. Auf halber Länge führen zwei Schächte etwa 10 Meter nach oben in die nächste Sohle. Die Stollendecke ist nicht mehr spitz und selbsttragend, sondern flach und ausgehauen. Die Strecken bezeichnet der Bergmann als Sargdeckel. Aus den Gesteinsschichten können sich immer wieder Steine lösen. Das Gebirge liegt an diesen geschwächten Stellen mit vielen Tonnen Druck auf.
Die vom Hauptstollen in die Höhe und Tiefe abgehenden Stollen sind aus Gefahrengründen nicht zu begehen.“ Im Oktober 1969 wurde von einem Herrn Müller vom Berge aus Bochum/Westf. ein Bericht über Erzlagerstätten und ihre wirtschaftliche Nutzung im Verwaltungsbezirk des „Hessischen Oberbergamtes Wiesbaden“ verfasst. Aus diesem Bericht geht hervor, wie man das Bergwerk im Banfetal nutzen könnte.
Gutachten über Metallkonzentrationen, ausführliche Förderungsbereiche, aufgezeichnet in mehrere Felder, bis zu einer Gesamtgröße von 13.186.357 Quadratmetern, Belegschaftsstärke zwischen 300 und 800 Mann aus den umliegenden Ortschaften kommend, Verkehrserschließung mit Transport zur Bahnstation nach Schmittlotheim, Energieversorgung sowie Abwasserreinigung sind diesem Exposee zu entnehmen.
Die Hauptförderungszeit des Bleiwerkes an der Banfe lag in der Zeit zwischen 16. und 17. Jahrhundert. Eine Aufgabe der Förderung könnte vermutlich neben unsachgemäßen Abbau die nicht beherrschte Technik der Förderung des Grubenwassers gewesen sein.